Montag, Oktober 01, 2007

jammern auf hohem niveau

ich höre es mich selber sagen, und ich höre es andere sagen, wenns einem nicht gut geht, die welt grad gegen einen ist und irgendwie grad nix so läuft, wie es soll: "ach, uns gehts doch noch gut. denk mal an die leute, die im sudan nix zu essen haben, die im krieg leben müssen" etc. p.p.
ich weiss, dass es mir verhältnismässig gut geht und auch immer ging, und trotzdem gehts einem - seien wir ehrlich - in schlechten momenten schlichtweg schlecht. das ding mit dem jammern ist nämlich, dass es ein subjektives ist. auch wenn es uns objektiv noch so gut geht, wenns uns subjektiv sch*** geht, gehts uns sch*** und fertig.

genau damit kämpfe ich von zeit zu zeit: eigentlich gehts mir ja gut, aber die welt ist leider nicht (immer) mein masstab, sondern meine eigene persönliche befindlichkeit. und dass es da draussen menschen viel, viel schlechter geht als mir, machts für mich leider nicht besser. höchstens schäme ich mich ein bisschen für mein gejammer.

nein, nein, mir gehts nicht schlecht und ich will auch nicht jammern. klar könnte einiges in meinem leben anders/besser sein, aber ich entziehe mich nicht meiner eigenverantwortung. warum ich dann hier jetzt rumtippe? weil ich heute morgen ihren artikel (bitte auch unbedingt die kommentare lesen!) gelesen habe. und weil ich weiss, wie das ist, wenn es auch nur für kurze zeit war und ich mich noch nicht sonderlich einschränken musste. weil ich es im freundeskreis erlebt habe und erlebe, wie es ist ständig auf jeden cent schauen zu müssen und sich selbst in allen bereichen zu kasteien. und weil es mich aufregt, dann entsprechende berichte über all die faulen sozialschmarotzer zu lesen, gern mit guter ausbildung, studium etc., die ja nur zu faul/zu doof/zu überheblich sind, einen job anzunehmen *ironieoff*.

wenn ich das in guten zeiten im hinterkopf behalte und nicht ausblende, macht es meine tägliche welt noch ein bisschen erträglicher.

das musste mal raus - habt eine schöne (hoffentlich befriedigende arbeitsreiche) woche!

5 Kommentare:

creezy hat gesagt…

Ach weisst Du, ich höre in letzter Zeit diesen Spruch „jammern auf hohem Nivau” so oft, dass er mir langsam und ziemlich sicher aus den Ohren raus kommt.

Jeder hat das Recht dazu, die Dinge von denen er glaubt, sie beschweren sein Leben und Alltag raus zu lassen. Nur weil der eine Dinge besitzt, die der andere nicht besitzt, wird letzterer ersterem nicht das Recht absprechen, er dürfe seinen Frust nicht raus lassen.

Es ist anstrengender Freunden zuzuhören, die sich ständig insgeheim dafür bei mir entschuldigen, dass sie über ihren Job etc. klagen, alleine auf Grund der Tatsache, dass sie einen haben als Freunden, die einfach nur stöhnen. Ersteres versetzt nämlich immer den zusätzlichen Stich. Danke, sage ich da, wir wissen selber genau worüber wir gerade nicht jammern können.

Die Frage sollte eher sein: jammern wir zuviel? Und die Entscheidung sollte sein, was tun wir mit der Energie, die wir anstelle des Jammerns anderweitig aufbringen könnten? ,-)

Cecie hat gesagt…

danke für deinen kommentar - auch wenn ich nicht so recht weiss, wie ich den verstehen soll - und genauso wenig weiss ich eigentlich, was ich mit meinem post sagen wollte... einfach mal bisschen was raustippen triffts wohl am besten. und ganz eigentlich gings mir vor allem um die verlinkung zum blonden alien. alles ist relativ, aber mein eigenes befinden ist immer immernoch mein eigenes und subjektiv ;o)

Anonym hat gesagt…

Liebe Silke,
Das trifft ja nun genau mal wieder meinen Nerv;)
Lebt nicht jeder in seinem kleinen Universum ? Wenn man ab und zu jammert, heißt das doch nicht, daß einem der Rest der Welt am Allerwertesten vorbeigeht...

Ich geh sogar so weit und behaupte mal ganz frech, daß nur derjenige, der mit seinem Schicksal hadert und jammert, auch Mitgefühl mit anderen haben kann.

Aber das schlechte Gewissen kenne ich natürlich zu gut...

Und es wird doch wohl noch erlaubt sein im eigenen Terrain, sprich im eigenen Blog, auf unterem, hohem und höchstem Niveau zu jammern ;)

Ganz liebe Grüße von
Susanne (die den Fisch echt krass und cool findet )

http://susanne.mydesignblog.de/

Anonym hat gesagt…

Ich finde die Einstellung eigentlich ganz gesund: Im Jammern noch zu wissen, dass es anderen schlechter geht.
Ich finde das nicht weiter verwerflich, wenn man auch mal was rauslässt - den Spruch: "Aber anderen geht es viel schlechter" finde ich dann auch nervig. Wo kommt man denn hin, wenn man den Frust nicht auch mal rauslassen kann. (Wobei ich natürlich gegenüber jemanden mit einem Bandscheibenvorfall nicht über meine Achillessehnenreizung jammern würde. Auch, wenn sie sch*iße weh tut. ;-))

Anonym hat gesagt…

Danke für den Hinweis auf den Artikel vom Blonden Alien - es tut gut, wenn man mal wieder daran erinnert wird, dass vieles eben NICHT selbstverständlich ist.

Bei Deinem eigenen Jammern halt ich mich mal raus, dafür kenn ich Dich & Dein Blog noch zu wenig, um eine Meinung zu haben.